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Spezielles  » Lesefutter  » Schweiz ´02  » 8. Tag

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In aller Frühe, die Sonne hat sich noch hinter den Bergen versteckt, brechen wir das Zelt ab und werden freudig vom Wind begrüßt, der in der Nacht nicht das mindeste eingebüßt hat. Aber es geht ja bergauf und so wird uns recht schnell warm, das Wetter sieht allerdings nicht so besonders aus und so ändern wir die Route - eigentlich wollten wir hier ein Stück richtung Italien - über den Nufenen, da sieht es doch noch ein wenig heller aus. Oben haben uns die Wolken doch auch hier eingeholt und wir flüchten uns ins Restaurant, wo es, wer hätte es gedacht, erst mal eine heiße Ovo gibt. Doch jeder Becher ist irgendwann leer, Wolken hat es aber immer noch, "Wenigstens regnet es nicht" war unsere erste Devise, als es dann zum Niesen anfing: "Wenn es nieselt, stürmt es nicht". Bei so unerschütterlichem Optimismus wunderte es uns nicht, daß unser Weg seit Drucklegung der Karte ausgebaut wurde und wir auf dem Weg zum Passo di Cavanna nicht durch das Tal mußten (1350m), sondern bequem der Höhenlinie (1900m) entlanglaufen konnten. Zeitweise kam sogar die Sonne heraus, man konnte es kaum glauben. Wahrscheinlich haben wir jedoch was falsch gemacht, es zog wieder zu und gerade dort, wo unser Weg abzweigen sollte, hatte es dichten Nebel, Regen und eine Baustelle, von unserem Weg war weit und breit nichts zu sehen. Also die zweite Routenänderung an einem Tag und weiter zum Gotthard, mal schauen, wie weit es klappt. Es ging dann auch, die letzten Kilometer der Straße entlang (gute Bergluft), nach ein wenig Suchen und Fragen fanden wir im Ospizio sogar noch ein Lager (und eine Dusche), zum ersten Mal aßen wir etwas warmes zu Abend (im Restaurant), ein Tellerchen Gulaschsuppe und einen gemischten Salat, angesichts der Preise verzichteten wir jedoch auf einen Nachschlag. Zurück in unserem Lager (es hatte zwei Großraumlager mit je etwa acht Betten und ein kleines mit zweien, das war unseres) stellten wir fest, daß zu den schon dagewesenen vier Radlern in unserem Alter nun noch eine Großfamilie, so etwa fünf Elternpaare mit Schwagern und einer ganzen Schaar von Kindern jeden Alters, hinzugekommen waren. So waren die noch freien zwölf Plätze von einer etwa dreißigköpfingen Heerschar belegt und alles, was keinen Platz hatte, tummelte sich auf Sofas im Gemeinschaftsraum und ichweißnichtwo. Natürlich ging es auch nicht sonderlich ruhig zu, und bei jedem Rumpeln und Schreien dachten wir an die armen Radler nebenan und ob wir wohl zu sechst in unserem Zimmer Platz hätten. Zeit dazu hatten wir genug, es wurde erst gegen halb eins schlafbar ruhig, am nächsten (also eigentlich gleichen) morgen brauchten wir trotzdem keinen Wecker.

Morgentliches Schmuddelwetter am Nufenenpaß, Blick zurück
Nicht Schottland, nicht Irland, im "Val Bedretto" auf 2000m