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Bevor jetzt irgendjemand schwierige Fragen stellt: Wir sind nicht die
ganze Strecke vom ersten bis zum letzten Tag zu Fuß gegangen. Die
Strecke von Meiringen nach Innertkirchen haben wir mit der Bahn hinter uns
gebracht, das war aber wirklich auch das erste und letzte Mal, abgesehen
von An- und Abreise, und dann sind es auch nur vier Kilometer. Da wir aber
bis zum Grimselpaß wollten, und dieses erste Stück entweder an
der Straße oder über den Berg gegangen wäre, haben wir es
kurzer Hand fahrend zurückgelegt. Außerdem war
1. August, zum Frühstück gab es selbstgebackene süße
Brötchen mit eingeritztem Schweizerkreuz und aufgesteckter
Schweizerfahne, das Wetter war naßkalt neblig, es zog einen nicht
gerade nach draußen und so versüßte einem die Zugfahrt
den Aufbruch.
Von Innertkirchen geht ein historischer Verkehrsweg (s. IVS) über den Grimselpaß
nach Domodossola, der Walserweg.
Wir waren also nicht die ersten, die auf dieser Route (zumindest ein
Stück weit) auf die andere Seite der Alpen zu kommen versuchten. Das
erste Stück ging auch ganz gut, durch taufrische Wiesen ging es an
einem steinschlaggefährdeten Gebiet (Blattenstock/Urweid) mit
Warnsirenen, Gefahrenampeln und großen Warntafeln vorbei, zwei
Wochen später kam in den Nachrichten, daß das gefährliche
Steinmassiv vorsichtshalber gesprengt wurde, wir mußten uns durch
das schon vorbereitete aber halt noch leere Auffangbecken für die
Steine kämpfen. So irgendwie alt sah der Weg jedoch nicht aus,
zumindest anfangs ging er neben der Straße her, wenn nicht ab und zu
ein Hinweisschild ("historische Zollstation" oder "alte
Brücke") gestanden hätte... aber er ist ja auch erst frisch
renoviert worden. Auf weiten Teilen blieb der Weg recht uninteressant, was
vielleicht auch am grauen Wetter lag (nach jedem Foto setzte ein leichter
Nieselregen ein), bei Handegg gab es einen imposanten Wasserfall, die alte
neue Paßstraße führt als Art Galerie zwischen dem Tunnel
der ganz neuen Straße auf der einen und der tiefen Schlucht auf der
anderen Seite entlang, wenn der Wind nicht so gepfiffen hätte
wären wie vielleicht sogar noch eine Weile geblieben. Kurz danach
sahen wir doch noch was vom historischen Weg, die KWO
hat einen Kristallweg eingerichtet, bei Stollenbohrungen ist man
nämlich auf eine Kristallkluft gestoßen, die zwar immer noch
unterirdisch aber mittlerweile unter Naturschutz steht, es kommen jedoch
viele Leute und schauen sich das Wasserkraftwerk und die Kristalle an,
und dann eben auch den Kristallweg, der von Hotel Handegg zur
Grimselpaß führt. Wir schauen nicht schlecht als wir über
vom Gletscher glattgeschliffenen Fels laufen, stellenweise sind sogar
kleine Stufen hineingeschlagen, auch sie sind schon ausgetreten und passen
fast schon zu den geschwungenen Formen. In unserem Quartier fanden wir ein
Foto (für teures Geld zu verkaufen), meines ist fast von der gleichen
Stelle, allerdings ohne Stufen und deswegen wahrscheinlich auch vollkommen
wertlos. Mittlerweile vermissen wir die Pausen zwischen dem Nieselregen,
über eine nun aber wirklich alte Steinbrücke geht es weiter am
Räterichbodensee vorbei und bald sind wir an der Grimsel Hospiz,
einem recht noblen Hotel, das aber auch ein Matratzenlager hat und, das
wichtigste, eine Art Kiosk ("Hospiz-Märit") mit heißer
Ovomaltine und Aussicht in den Nebel nach draußen.
So schön war der Weg nicht immer...
Auch die Brücken sahen nicht immer so
aus
Glattgeschliffener Fels bei Handegg
Kurz vor dem Ziel während einer Regenpause