Spezielles

Spezielles  » Lesefutter  » Schweiz ´02  » 6. Tag

vorheriger Tag - Höhenprofil - nächster Tag

Bevor jetzt irgendjemand schwierige Fragen stellt: Wir sind nicht die ganze Strecke vom ersten bis zum letzten Tag zu Fuß gegangen. Die Strecke von Meiringen nach Innertkirchen haben wir mit der Bahn hinter uns gebracht, das war aber wirklich auch das erste und letzte Mal, abgesehen von An- und Abreise, und dann sind es auch nur vier Kilometer. Da wir aber bis zum Grimselpaß wollten, und dieses erste Stück entweder an der Straße oder über den Berg gegangen wäre, haben wir es kurzer Hand fahrend zurückgelegt. Außerdem war 1. August, zum Frühstück gab es selbstgebackene süße Brötchen mit eingeritztem Schweizerkreuz und aufgesteckter Schweizerfahne, das Wetter war naßkalt neblig, es zog einen nicht gerade nach draußen und so versüßte einem die Zugfahrt den Aufbruch.
Von Innertkirchen geht ein historischer Verkehrsweg (s. IVS) über den Grimselpaß nach Domodossola, der Walserweg. Wir waren also nicht die ersten, die auf dieser Route (zumindest ein Stück weit) auf die andere Seite der Alpen zu kommen versuchten. Das erste Stück ging auch ganz gut, durch taufrische Wiesen ging es an einem steinschlaggefährdeten Gebiet (Blattenstock/Urweid) mit Warnsirenen, Gefahrenampeln und großen Warntafeln vorbei, zwei Wochen später kam in den Nachrichten, daß das gefährliche Steinmassiv vorsichtshalber gesprengt wurde, wir mußten uns durch das schon vorbereitete aber halt noch leere Auffangbecken für die Steine kämpfen. So irgendwie alt sah der Weg jedoch nicht aus, zumindest anfangs ging er neben der Straße her, wenn nicht ab und zu ein Hinweisschild ("historische Zollstation" oder "alte Brücke") gestanden hätte... aber er ist ja auch erst frisch renoviert worden. Auf weiten Teilen blieb der Weg recht uninteressant, was vielleicht auch am grauen Wetter lag (nach jedem Foto setzte ein leichter Nieselregen ein), bei Handegg gab es einen imposanten Wasserfall, die alte neue Paßstraße führt als Art Galerie zwischen dem Tunnel der ganz neuen Straße auf der einen und der tiefen Schlucht auf der anderen Seite entlang, wenn der Wind nicht so gepfiffen hätte wären wie vielleicht sogar noch eine Weile geblieben. Kurz danach sahen wir doch noch was vom historischen Weg, die KWO hat einen Kristallweg eingerichtet, bei Stollenbohrungen ist man nämlich auf eine Kristallkluft gestoßen, die zwar immer noch unterirdisch aber mittlerweile unter Naturschutz steht, es kommen jedoch viele Leute und schauen sich das Wasserkraftwerk und die Kristalle an, und dann eben auch den Kristallweg, der von Hotel Handegg zur Grimselpaß führt. Wir schauen nicht schlecht als wir über vom Gletscher glattgeschliffenen Fels laufen, stellenweise sind sogar kleine Stufen hineingeschlagen, auch sie sind schon ausgetreten und passen fast schon zu den geschwungenen Formen. In unserem Quartier fanden wir ein Foto (für teures Geld zu verkaufen), meines ist fast von der gleichen Stelle, allerdings ohne Stufen und deswegen wahrscheinlich auch vollkommen wertlos. Mittlerweile vermissen wir die Pausen zwischen dem Nieselregen, über eine nun aber wirklich alte Steinbrücke geht es weiter am Räterichbodensee vorbei und bald sind wir an der Grimsel Hospiz, einem recht noblen Hotel, das aber auch ein Matratzenlager hat und, das wichtigste, eine Art Kiosk ("Hospiz-Märit") mit heißer Ovomaltine und Aussicht in den Nebel nach draußen.

So schön war der Weg nicht immer...
Auch die Brücken sahen nicht immer so aus
Glattgeschliffener Fels bei Handegg
Kurz vor dem Ziel während einer Regenpause