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Spezielles  » Lesefutter  » Schweiz ´02  » 11. Tag

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Das Frühstück... nein, heute mal nicht. Dank eines frischen Windes und Temperaturen von um die vier Grad fällt die Morgentoilette (frisches, eisiges Quellwasser) sehr knapp aus, schnell wieder ins Warme zu - man glaubt es kaum! - Ovomaltine aus großen Kannen, wir müssen im Schlaraffenland sein. Trotzdem brechen wir irgendwann auf, der Weg zum Lukmanier-Paß ist zwar auch steinig, trotzdem ist die Hütte von dieser Seite leichter zu erreichen, und mit Rucksack den Kletteraufstieg vom Vortag in die andere Richtung - nein danke. Hier kommt man sich vor wie in einer eigenen Welt, das Tal ist nicht übermäßig tief und flach, die umliegenden Berge fallen auch nicht als solche auf, es fehlt ja auch nicht mehr viel bis nach oben. Anscheinend sind wir schon wieder auf der Alpensüdseite, es ist bewölkt aber trocken, erst am Lukmanier-Paß holt uns auch der Regen ein. Aber dort hat es ja ein Restaurant, und in jedem schweizer Restaurant hat es ..., richtig, ein Glas Heißgetränk. Aber diesmal nicht nur das, sondern auch unsere verlorengegangenen "Verfolger" vom Vortag, die an einem Tisch auf der anderen Seite saßen und gerade Karten spielten, uns aber anscheinend nicht mehr kannten. Irgendwann war das schlechte Wetter nicht mehr ganz so schlecht und wir wagten, nachdem wir noch vergeblich versuchten, uns per Blick wieder zu verabschieden, einen Aufbruch, denn so viel waren wir an dem Tag noch nicht gegangen.
Am gestrigen abend sagte uns noch jemand, vom Lukmanier-Paß fällt das Tal terrassenförmig nach Italien ab, man könne dort auch sehr schön zelten. Und wirklich, wenn man sich den Regen wegdenkt, kann man es hier sicher gut aushalten, so war das ganze aber ein wenig ungemütlich und wir waren froh, ein festes Dach über dem Kopf gehabt zu haben, allein schon wegen dem Wind. Dieser wehte uns auch weiter (es wird ziemlich schnell kalt, wenn man stehen bleibt) auf den Passo di Gana Negra, der ein klein wenig gespenstisch wirkt. Ganz unverhofft wechselt hier irgendwie der Fels seine Farbe und gestalt, war es kurz zuvor noch so wie überall, grauweißrot, ist er hier auf einmal tiefschwarz, im Gras sind auf einmal kahle stellen und überall liegen große Felsen rum. Aber es ist hier nicht mehr so stürmisch und darum wird erst einmal gevespert, denn es ist mittlerweile Mittag. Und wer kommt kurze Zeit später vorbei? Richtig, unsere zwei aus der Gaststätte. Wir geben ihnen 10 Minuten Vorsprung, allerdings hält Fabi nichts von einem Wettrennen und so verlieren wir sie irgendwann aus den Augen, vielleicht waren auch sie es, die wir noch in die Capanna Bovarina gehen sahen, zum Quartier suchen war es jedoch zu früh und zum Geld ausgeben waren wir zu knauserig, daher verloren wir ihre Spur und haben sie auch nicht mehr gesehen. Wie gesagt, es war erst etwa fünf und Fabians erzieherische Maßnahmen, ich sollte mir selbständig überlegen, was wir jetzt tun, arteten dahingehend aus, daß wir uns noch auf den Weg nach Campo (zum Einkaufen, es hatte allerdings keinen Laden) und zur Capanna Scaletta (in Campo gab's auch kein Quartier) machten, d.h. auf der einen Seite in den Kessel von Campo, auf der anderen Seite wieder raus und rauf. Wahrscheinlich hatte ich bei unserer Planung vergessen, daß wir schon ein ganzes Weilchen auf den Beinen waren, oder es lag an dem letzten Anstieg (ca. 200m Höhendifferenz auf 50m Luftlinie), wir waren jedenfalls fix und fertig, als wir oben ankamen. Es war ziemlich viel los und wir bekamen gerade noch Quartier in einer kleinen, dunklen, muffigen Hütte für etwa 10 Personen etwas abseits, eine finstere Gestalt saß auch drinnen, paßte aufs Feuer auf und rauchte wie ein Schlot, wir luden unser Gepäck ab und suchten das Heil in der Flucht und wärmten uns in der Stube bei Kaffee (Fabi) und Ovo (ich). Wie wir den Abend (wir hatten noch nicht gezahlt, das geschah erst vor der Nachrtuhe) rumbekamen, weiß ich nicht mehr, irgendwann hatten wir es überstanden und weder Rauch noch Kälte und Schnarchen konnten uns am Schlafen hindern.

Am Passo di Gana Negra, Blick nach Campo (Staumauer Lago di Luzzone)